Aktuelle Seminare
SoSe 2024
"Menschen. Literarische Perspektiven und Reflexionen" (Proseminar)
"Platon. Anwendungsfälle für die Literaturwissenschaft" (Lektürekurs)
WiSe 2023/2024
"Trottel, Dilettanten, Versager. K(l)eine Literaturgeschichte des Scheiterns“ (Proseminar)
SoSe 2023
"Literaturverfilmungen. Bildlektüren eines eigenständigen Mediums“ (Proseminar)
"Popsongs lyrisch analysieren" (Lektürekurs)
WiSe 2022/2023
"In höheren Tönen sprechen. Literarische Verarbeitungen von Musik in Text und Film“ (Proseminar)
SoSe 2022
"Pop – Literatur – Literaturpop. Damit wir nicht vergessen, dass Musik Literatur ist“ (Proseminar)
"Philosophische Texte lesen und verstehen" (Lektürekurs)
WiSe 2021/2022
"Wider das Gesetz. Kleine Literatur- und Filmgeschichte des Verbrechens“ (Proseminar)
SoSe 2021
"Der Hochstapler. Zur literarischen Karriere eines Menschheitsphänomens“ (Proseminar)
"Heidegger im Lichte der Philologie: Der Ursprung des Kunstwerkes" (Lektürekurs)
WiSe 2020/2021
"Der Konflikt zwischen Kunst und Leben im erzählerischen Frühwerk Thomas Manns" (Proseminar)
"Wie Germanist*innen Friedrich Nietzsche lesen (und verstehen)" (Lektürekurs)
SoSe 2020
"Der Bildungsroman im Zeitalter der Aufklärung" (Proseminar)
Promotionsprojekt (SoSe 2020–SoSe 2024)
Sokrates Mainomenos. Zur Diversität des Sokratismus im Zeitalter der Aufklärung (Arbeitstitel)
Friedrich Nietzsche bezeichnet Sokrates als „den einen Wendepunkt und Wirbel der sogenannten Weltgeschichte“, weil er das instinkthafte Handeln des Menschen durch die Notwendigkeit des logon didonai pervertiert habe. Was als damit begonnene Herrschaft des Logozentrismus bezeichnet werden kann, ist der Wunsch, das eigene Dasein mit Wissen nicht nur erklären, sondern überdies auch korrigieren zu können. Wissen-wollen um jeden Preis ist das Resultat der griechischen Sophistik, die in Sokrates den Ahnherrn des theoretischen Menschentypus gefunden hat.
Doch zugleich ist Sokrates die Depravation dieses neuen Wissensideals. Als aufklärender Aufgeklärter ist er ebenso der Grenzwert seiner eigenen Methodik, indem er das Nicht-Wissen als oberste Kategorie des Wissens fasst. „Ich weiß, dass ich nichts weiß“, das ist der Schlachtruf der Aufklärung, die immer schon wissen wollte, aber nie mehr wissen kann als über ihr eigenes Nicht-Wissen.
Seither ist das Auftreten des Sokrates als sich äußernde Tendenz zum Wissen ubiquitär, wofür ich den Ausdruck „Sokratismus“ tentativ gebrauche, der nicht zufällig von Johann Gottfried Herder zum ersten Mal im 18. Jahrhundert gebraucht wird – in einer Zeit, die sich spätestens mit Kant selbst als „Aufklärung“ begreift. Mein Promotionsprojekt fragt: Wie geht die Aufklärung selbst mit dem Aufklärungsimpetus des Sokratismus um? Primär beantworten möchte ich diese universal und interdisziplinär gestellte Frage anhand einer Auswahl deutschsprachig-literarischer Texte, die, grob gesprochen, zwischen rationalisierter Religiosität (Klopstock), travestiertem Ästhetizismus (Hamann) und selbstreflexivem Philosophem (Wieland) changieren. Was in nuce für die Ambivalenz des Sokratismus spricht, ist die personifizierte Hypostase desselben, der in Sokrates eine immer auf sich selbst bezogene Dialektik der Aufklärung erzeugt, die sich lediglich selbst hinterfragen und damit beschränken kann. Vielleicht ist gerade die sokratische Aporie des Erkennenkönnens der Umschlagepunkt von Philosophie in Dichtung. Auch gerade deshalb ist die Untersuchung der Sokrates-Figur im poetischen Kontext von besonderer Relevanz.
Die Promotion wird gefördert durch die LMU-Graduiertenschule "Graduate School Language & Literature Munich, Class of Literature".
Publikationsliste (Auswahl)
Johann Mittermaier: Realontologie oder Ein neuer Versuch zur Erklärung des Seins. Herausgegeben und kommentiert von Hannes und Karl Mittermaier. Hohenems: Bucher 2023.
Unterwegs zum Wesen von Kunst und Technik? Überlegungen zu Heideggers Auffassung von τέχνη. In: Michael Neecke/Rainer Barbey/Jan Kerkmann (Hg.): Kunst – Technik – techne. Schriftstücke. Beiträge zu Philosophie und Literaturwissenschaft. Band 4. Berlin: Parodos 2021. S. 147–171.
Im Geist fernöstlicher Aufklärungspraxis. Montesquieus selbstrelativierter Europäismus in den Persischen Briefen. In: Peter Hilpold/Andreas Raffeiner/Walter Steinmair (Hg.): Rechtsstaatlichkeit, Grundrechte und Solidarität in Österreich und in Europa. Festschrift zum 85. Geburtstag von Professor Heinrich Neisser, einem europäischen Humanisten. Wien: facultas 2021. S. 1339–1350.
Aspects of a Kraus-Willram-argument. On public discourse and its political-literary demagogy in the early 1920s. In: Christina Antenhofer/Richard Schober (Hg.): Tiroler Heimat. Zeitschrift für Regional- und Kulturgeschichte Nord-, Ost- und Südtirols. Ausgabe 83. Innsbruck: Universitätsverlag Wagner 2019.
Literatur als Kriegsdienst – Sünde oder Seelenheil? Bruder Willram zwischen Volksverhetzung, Kriegstheologie und spätem Reuebekenntnis. In: Der Schlern. Die Monatszeitschrift für Südtiroler Landeskunde, Wissenschaft und Kultur. 93. Jahrgang. Heft 5. Bozen: Athesia 2019. S. 16–33.
Gastvortrag zum Thema Nietzsches Übermensch als Wanderer. Wie man aus Einsamkeit philosophiert gehalten an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Brixen, Seminarplatz 4, 39042 Brixen. 22.12.2017.
Salto mortale in der Philosophie. Ein Porträt über Friedrich Heinrich Jacobi. In: Abenteuer Philosophie, hrsg. v. Filosofica – Verein zur Förderung und Verbreitung klassisch-philosophischen Wissens, Kultur und Kunst. Nr. 144. Graz: Neueakropolis 2016. S. 65–67.
Friedrich Theodor Vischer und die „Tücke des Objekts“. Oder über die Gefahr eines dualistischen Systemdenkens. In: Soziologie heute, hrsg. v. der i-trans-Gesellschaft für Wissenstransfer. Heft 46. Linz: itrans 2016. S. 42–44.
Der „erste Mann des Jahrhunderts“ zu Gast in Sterzing. Ein literarisches Memorandum für Heinrich Heine. In: Erker. Zeitschrift für das südliche Wipptal, hrsg. v. wippmedia-GmbH. Septemberausgabe. Sterzing: wippmedia 2015. S. 46–50.
Allgemeine Sprechgelegenheit
Sie haben Fragen aus unserem Seminar? Oder Allgemeines zu Ihrem Studium? – Sie erreichen mich immer montags zwischen 9:00 Uhr und 10:00 Uhr ganz bequem über Zoom ohne Anmeldung:
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